Seafile – Die eigene Cloud auf dem Raspberry Pi

Das Thema Cloud ist mittlerweile in der breiten Gesellschaft angelangt, fast jeder ist bei mindestens einem der großen Anbieter angemeldet. Viele, so wie ich auch nutzen mehrere Dienste gleichzeitig. Leider gab es in letzter Zeit viele negative Schlagzeilen und nicht erst seitdem Nacktbilder von Promis aus deren privaten Cloud-Speichern entwendet worden sind, sondern auch durch die ausspäh-Affären der CIA und anderen Geheimdiensten. Viele Nutzer sind verunsichert und wissen diese Meldungen nicht so recht einzuschätzen.

Eine der größten Fragen ist hier, wo liegen meine Daten eigentlich? Welche rechtliche Grundlage hat der Datenschutz, wird deutsches Recht angewendet, oder dass des Landen in dem sich der Betreiber der Server sitzt? Können meine privaten Fotos und Dokumente von anderen Personen oder Organisationen eingesehen werden? Das Thema Security wird an dieser Stelle immer wichtiger. Es gibt bereits Dienste wie Boxcryptor, die auf eine Verschlüsslung der in der Cloud liegenden Daten setzen, das grundlegende Problem wird aber auch hier nicht vollständig gelöst.

Für die meisten überwiegen dennoch die Vorteile, dass die persönlichen Daten zu jeder Zeit und an jedem Ort der Welt verfügbar sind. Es ist zu einfach und der Komfort überwiegt. Der Client wird heruntergeladen, man loggt sich ein und der Dienst läuft, was im Hintergrund passiert bleibt den meisten verborgenen.

Bezeichnung Amazon ELV-Shop ELV-Bausatz
4 GB SD-Karte Link Link nicht verfügbar
Raspberry Pi 2 Link Link nicht verfügbar
Raspberry Pi3 Link Link nicht verfügbar

Ich kann mich hier auch nicht ganz frei von sprechen, da ich ebenfalls ein Freund der Cloud-Speicherung bin. Selbst setze ich auf diverse Dienste wie Dropbox, Google Drive oder Box. Durch die schlechte Presse der Dienste und dem Drang nach etwas mehr Transparenz habe ich mich auf die Suche nach einer „Own-Cloud“ gemacht. Ich suchte einen Dienst, der lokal (auf einem PC oder Server) in meinen eigenen vier Wänden läuft. Dass ich selbst bestimmen kann, wo meine Daten liegen und wer darauf Zugriff hat. Schlussendlich bin ich bei Seafile gelandet.

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Dieser Dienst stellte sich als sehr Übersichtlich bei der Installation und Wartung heraus. Wichtige Kriterien, wie ich finde sind natürlich auch die Verfügbarkeit, hier sollen die Daten wie gewohnt 24/7 zur Verfügung stehen. Ein komplexes Server-System habe ich nicht und wollte ich mir auch nicht zulegen. Dies würde nicht im Verhältnis zum Nutzen stehen und von der Wirtschaftlichkeit brauchen wir in diesem Falle gar nicht zu sprechen. Daher suchte ich nach kostengünstigen, stromsparenden und leicht zu handhabenden hardware-Komponenten. Ideal stellte sich für mich der Raspberry Pi (Link) heraus.

Der Raspberry Pi ist eine kleine Wunderkiste, es gibt schon lange viele Projekte und eine riesige Community die sich rund um den kleinen Computer dreht. Das Preis-Leistungsverhältnis ist einfach unschlagbar. Man bekommt für ca. 30€ einen vollwertigen PC mit HDMI-Ausgang, 100 Mbit Netzwerk und 4 USB Ports.  Die Leistung von 700Mhz reicht für meine Belange völlig aus. Diese kann ohne Probleme auf 900Mhz gesteigert werden, dazu aber später mehr. Vor kurzer Zeit ist eine neue Version erschienen, der Rasperry PI 2 (Link) mit satten 4 Kernen a 900 Mhz. Alle Modelle verfügen über einen microSD Karten Slot. Hier sollte eine Leistungsstarke Karte verbaut werden, die das Betriebssystem beherbergt.

Hier eine zusammengefasste Übersicht der verwendeten Hardware:

Über den Geschmack beim Gehäuse lässt sich bekanntlich streiten, man sollte allerdings darauf achten, dass die Wärme ausreichend abgeführt werden kann. Da ich meinen kleinen PI auf 900Mhz übertaktet habe, wurden die oben aufgezählten Kühlkörperverwendet. Diese sind selbstklebend und im nu installiert.

Es können auch handelsübliche USB-Netzteile (Link) wie z.B. das iPhone Netzteil (Link) verwendet werden, jedoch ist es ratsam mindestens ein 1,5A Netzteil zu nutzen, da bei Verwendung von externen Geräten wie z.B. einem USB Stick die Leistungsaufnahme schnell steigen kann. Mit diesen Komponenten haben recht Kostengünstig einen vollwertigen Server für unsere Cloud und auch für weitere Dienste geschaffen.

Installation des Raspberry Pi Betriebssystems:
Es gibt verschiedene Betriebssysteme für den Raspberry Pi, ich habe mich für Raspbian entschiedene. Das Image kann von der Offiziellen Raspberry Pi Homepage heruntergeladen werden. Für die Installation wird das Tool DiskImager benötigt. Für die weiteren Schritte wird ein SSH-Client benötigt, ich verwende hier Putty. Eine sehr gute und detaillierte Anleitung findet ihr bei Jan Karres. Hier sind auch weitere sehr interessante Raspberry Pi Projekte beschrieben.

Übersicht der Raspberry Pi-Modelle:

Leistungskur auf 900Mhz:
Für mich hat sich herausgestellt, dass der Pi bei 900Mhz mit den zusätzlichen Kühlkörpern (Link) auch bei Volllast sehr stabil läuft. Die Wärmeentwicklung ist dabei moderat. Wer jedoch mehr Leistung benötigt sollte direkt von Anfang an auf das neue Modell Raspberry 2 PI B (Link) zurückgreifen. Auch für diesen Schritt hat Jan Karres eine sehr gute Anleitung verfasst.


Vorstellung und Installation von Seafile:
Seafile ist ein sehr stabil laufender Server, der über das Webinterface konfiguriert wird. Die Daten werden AES 256/CBC verschlüsselt, was dem heutigen Stand der Technik entspricht. Die Installation läuft sehr einfach ab und kann mit dieser Anleitung von Jan Karres umgesetzt werden

Erfahrungen aus der Praxis:
Ich verwende die Seafile-Cloud täglich zur Organisation meiner Daten. In erster Linie nutze ich es um meine beiden Notebooks synchron zu halten. So habe ich mir auf beiden Notebooks die gleichen Ordner angelegt und diese in werden kann ständig miteinander synchronisiert. So habe ich immer den gleichen Dateistand auf beiden Systemen.

Anfänglich gab es leider Probleme mit Seafile. Ich habe meine NAS auf dem Pi gemounted um diese als Speicher zu nutzen. Leider mag der Pi es nicht, wenn die NAS in den Ruhezustand geht. Hier geht die Verbindung verloren und der Client auf den PCs findet die Dateien nicht wieder. Erst ein Neustart des Pis bringt hier Abhilfe.

Nach diesen Fehlversuchen habe ich eine alte externe Festplatte direkt an den Pi angebunden und nutze diese nun als Speicher für meine Seafile Dateien. Seitdem läuft das System sehr stabil. Um auch von außen auf meine Daten zugreifen zu können habe ich einen DynDNS Client auf der Fritzbox eingerichtet, der die Anfragen aus dem Netz an meinen Pi weiterleitet. So kann ich auch unterwegs stets auf meine Daten zugreifen. Man sollte natürlich beachten, dass hier der Upload der eigenen Internetverbindung ausreichend dimensioniert ist, da es sonst zu langen Wartezeiten kommen kann.

Thema Sicherheit:
Dieses Projekt wird wahrscheinlich nicht für jedermann sinnvoll sein, es ist nicht die einfachste Lösung um Daten in der Cloud abzulegen, auch sind viele Vorbereitungen und etwas an Systempflege notwendig, doch ich weiß, dass meine Daten nicht auf irgendwelchen US-Servern liegen sondern bei mir zuhause. Es sollte aber auch darauf geachtet werden, dass man sich um die Sicherheit der Daten trotzdem sorgen muss. Es kann nicht pauschal davon ausgegangen werden, dass diese Lösung sicherer ist, dafür ist man selber verantwortlich. Es sollten Passwörter und Benutzernamen vom Raspberry Pi geändert werden, auch ist es ratsam einen SSH-Schlüssel anzulegen. Sehr gute Tipps und Tricks stellt Jan Karres auf seiner Seite zur Verfügung.


Fazit:
Für mich ist der Raspberry Pi (Link) eine ideale Umgebung um verschiedene Mini-Server zu betreiben, es ist kostengünstig und macht Spaß! Dass diese Cloud-Lösung nicht eine Plug and Play Projekt ist versteht sich von selbst, wer allerdings Lust hat sich mit dem Pi und einer eigenen Cloud zu beschäftigen, der ist hier genau richtig, von mir absolut alltagstauglich! Noch ein kleiner Tipp am Rande, wollt Ihr nicht viel geld in die Hand nehemen könnt Ihr euch den kleinen Pi auch gebraucht bei eBay kaufen (Link).

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