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Smarthome-Planung: Installationszeichnungen erstellen

In meinem ersten Artikel zum Thema Hausbau mit Smarthome habe ich Euch grundlegende Einblicke in die Planung gegeben. Wer sich dafür entschieden hat, smart zu bauen, muss einige Sache beachten. In diesem Beitrag will ich Euch zeigen, wie Ihr Eure ersten Ideen in Installationszeichnungen umgesetzt bekommt. Diese Zeichnungen dienen dazu, die Ideen, die Ihr habt, zu dokumentieren und auch für andere Personen, wie z.B. den Elektriker, sichtbar zu machen.

Wie auch bei einer klassischen Elektroverdrahtung werden in der Installationszeichnung alle Schalter, Steckdosen, Lampe usw. eingezeichnet. So kann die geplante Elektroinstallation gut dokumentiert werden. Bei einer ganz klassischen Installation gibt es hier meist wenig Spielraum. Als Beispiel: Ein Raum besitzt eine Deckenlampe, ein Schalter wird neben der Tür platziert und Steckdosen werden sinnvoll im Raum platziert. Wer etwas mehr „Elektro“ haben will, entscheidet sich für weitere Steckdosen, evtl. noch Netzwerkdosen oder einen Dimmer. Die Verdrahtung der einzelnen Verbraucher legt dann der Elektriker fest.

Auch die Aufteilung auf die verschiedenen Sicherungskreise und FIs wird von ihm festgelegt. So wird z.B. für einen kleinen Raum eine Sicherung geplant. An dieser Sicherung hängen dann alle Steckdosen und auch die Beleuchtung. Daher müssen keine großen Kabelzuglisten angefertigt werden, da bei dieser konventionellen Installation keine sternförmige Verdrahtung vorgesehen werden muss.

Mit den vorhandenen Schaltern wird der Strom direkt zur Lampe geschaltet. Das unterscheidet sich bei einer Installation mit Homematic grundlegend!

Bei einer smarten Verdrahtung muss neben der Installationszeichnung auch eine komplette Kabelzugliste erstellt werden, damit das richtige Kabel auch beim richtigen Sensor oder Aktor landet. Doch dazu später mehr.


Für eine Homematic-Installation müssen zusätzliche Überlegungen angestellt werden. Wie schon im ersten Artikel angesprochen, muss sich jeder, der smart baut im Klaren darüber sein, was er später steuern oder schalten will. Sollen z.B. die Rollläden smart gestalten werden, müssen die Taster zum Steuern und die Motoren mit ins Konzept einbezogen werden. Wenn das komplette Licht geschaltet / gedimmt werden soll, dann muss zu jeder Leuchtquelle eine eigene Leitung gezogen werden, damit das Licht auch einzeln angesteuert werden kann.

Diese Installation nennt sich sternförmige Verdrahtung. Bei Homematic wird jeder Sensor und jeder Aktor einzeln verdrahtet. Es gibt keine Busleitung, wie z.B. bei KNX oder EIB, die durch alle Verbraucher läuft. Das liegt daran, das die komplette „Intelligenz“ von Homematic zentral angeordnet ist.

Wichtig für die weiteren Schritte ist es, die Grundlagen von Homematic-wired zu verstehen. Um hier nicht alle, die das Wissen bereits haben, zu langweilen, habe ich dazu einen separaten Artikel verfasst. Dieser Artikel gibt einen kurzen Überblick über den Aufbau von Homematic-wired.

Am geschicktesten ist es, wenn Ihr die vorhandenen Baupläne in DIN A3 vorliegen habt. In diese Zeichnungen werden dann von Hand und mit einem Bleistift alle Informationen eingetragen.

Vorgehen nach Gewerken

Bevor Ihr anfangt, wild in der Zeichnung zu „malen“, sollten die Überlegungen abgeschlossen sein, was alles zu automatisieren ist. Ideen und Anregungen könnt Ihr Euch aus unseren Tutorials und erweiterten Tutorials holen.

Ich habe bei der Planung mit den „simplen“ Objekten angefangen. Steckdosen lassen sich recht einfach planen. Im Wohnzimmer z.B. benötigt man Steckdosen in der TV-Ecke. Sollte der Fernseher höher hängen, können Dosen direkt auf diese Höhe geplant werden. Dazu tragt Ihr das Steckdosensymbol in die Zeichnung ein und schreibt daneben direkt eine Installationshöhe. So weiß der Elektriker, der die Installation später umsetzt, genau, was zu tun ist.

Steckdosen, die dauerhaft bestromt werden sollen, können später in einem Raum über eine Phase gespeist werden. Anders ist dies bei Steckdosen, die schaltbar sein sollen.

Schaltbare Steckdosen – Jede Steckdose, die schaltbar ausgelegt werden soll, benötigt ein eigenes Kabel. Der Strom wird dann direkt über ein entsprechendes Homematic-Modul geführt, mit dem der Schaltvorgang bewerkstelligt wird. Diese Steckdosen müssen in der Installationszeichnung anders gekennzeichnet werden als „normale“ Steckdosen. Eine kleine „Fahne“ an der Steckdose reicht dafür aus.

So könnt Ihr Euch später sicher sein, dass Ihr keine Steckdose vergessen habt. Denkt auch z.B. an Steckdosen für Weihnachtsbeleuchtung (Tannenbaum…) oder Stehlampen, die später ins Beleuchtungskonzept eingebracht werden.

Am bestens ist es, sich eine kleine Excel-Tabelle zu erstellen und zu jedem Objekt die nötigen Informationen einzutragen. So kann z.B. bei einer Steckdose schon hinterlegt werden, dass eine Stehlampe angeschlossen werden soll.


Auch kann die Liste dann auch um die nötige Absicherung im Schaltschrank (6A, 10A oder 16A) ergänzt werden. Zu den nötigen Sicherungen erzähle ich Euch später mehr (Auslegung und Auswahl).

Um die Verkabelung der einzelnen Steckdosen machen wir uns an dieser Stelle noch keine Gedanken. Dazu generieren wir später aus der fertigen Installationszeichnung eine Kabelzugliste. Dort werden dann die nötigen Kabel (Querschnitte und Adernanzahl) sowie die Längen und Typen der Kabel angegeben.

Ein Beispiel:

Auf dem Bild sehr Ihr eine Installationszeichnung eines aktuellen Projekts, das wir umsetzen. Es ist ein Schlafzimmer zu sehen, dass über 2 Eingangstüren betreten werden kann. Links und rechts neben dem Bett sind ebenfalls zwei Türen verbaut, sodass jeder bequem direkt vom Bett in das dahinter liegende Badezimmer gehen kann.

Auf dem Bild sieht man einen Scan der Entwurfsskizze für die Elektroplanung des Schlafzimmers. Der erste Entwurf sollte immer auf dem Papier erfolgen, da so schnell etwas geändert werden kann. Später werden die Zeichnungen in die originalen dwg-Dateinen eingepflegt, sodass alles digital dokumentiert ist.

Wir haben neben dem Bett jeweils eine Nachttischlampe vorgesehen, die geschaltet werden kann. Da noch nicht ganz klar war, ob sich die Lampen direkt am Bett befinden oder über eine schaltbare Steckdose bedienen lassen, ist beides geplant worden. Außerdem ist jeweils eine zweite Steckdose mit Dauerstrom vorgesehen, z.B. zum Laden der Handys.

Über dem Bett befindet sich mittig ein Doppeltaster. Dieser kann später für die beiden Nachttischlampen oder aber für das große Deckenlicht verwendet werden. Das hängt nachher von der Programmierung ab. Hier wollte sich der Bauherr noch nicht festlegen.

An der Decke wird eine LED-Leiste (RGBW) angebracht, die rund um den Raum läuft. Hier wird später ein Homematic-Funk-Controller eingesetzt, daher ist aktuell nur eine Spannungsversorgung an der Decke geplant.


Wichtig bei der Installationszeichnung ist es auch, Höhen anzugeben, damit der Elektriker weiß, auf welcher Höhe die Steckdosen oder das Kabel installiert werden sollen. Das muss natürlich nur gemacht werden, wenn es sich nicht um die Standard Installationshöhe von Steckdosen oder Schaltern handelt.

Gegenüber vom Bett haben wir diesen Fall. Dort sollen Steckdosen und Anschlüsse für Netzwerk und Kabel auf der Höhe des TVs installiert werden. Man kann diese Information direkt mit in die Installationszeichnung schreiben, sollte es aber auch zusätzlich in der Kabelzugliste vermerken.

Neben den Türen sind ebenfalls Taster vorgesehen, mit denen das Deckenlicht und der LED-Streifen geschaltet werden können. Alle Lichter lassen sich natürlich später auch über die Spracheingabe und vom iPhone aus bedienen. Das zeige ich Euch aber in folgenden Artikeln.

Zu jedem Raum gibt es eine passende Kabelzuglist,e in dieser Liste sind alle verbauten Taster, Steckdosen und andere elektrische Verbraucher aufgeführt, die installiert werden sollen.

Für die Kabelzugliste schreibe ich Euch einen separaten Artikel, dort erkläre ich Euch, wie Ihr die Liste aus der Installationszeichnung heraus anlegt und welche Informationen für den Elektriker wichtig sind.

Um das Thema trotzdem kurz anzureißen, habe ich Euch einen Auszug aus der Liste eingefügt. Darin sind alle Taster und Verbraucher mit dem entsprechenden Kabel hinterlegt. Auch die soeben angesprochene Installationshöhe ist im Bemerkungsfeld hinterlegt. Der Kabeltyp und der Querschnitt dürfen ebenfalls nicht fehlen.

4 Kommentare
  1. Markus Richter
    Markus Richter sagte:

    Danke für die Hinweise für die Planung der Elektroinstallationen. Installationszeichnungen sind sehr hilfreich, um alle die nötige Steckdosen und Schlater einzuplanen. Ich frage mich, ob ein Smart-Home eine besondere Elektrotechnik braucht.

    Antworten
  2. Christian
    Christian sagte:

    Hallo Sebastian,
    vielen Dank für die Informationen.
    Ich selbst plane bereits seit einigen Monaten an meinem Haus, welches im Frühjahr 2018 begonnen wird zu bauen.
    Welche Funktionen bzw. welchen Komfort soll mein Haus besitzen?
    – So viel Wired wie möglich, so wenig Funk wie nötig.
    – Sämtliche Stromstecker sollen über Homematic laufen (außer Starkstrom).
    – Sämtliche Lichtquellen (innen und außen) sollen über Homematic aufgenommen werden.
    – Sämtliche Fenster sollen mit Magnetkontakten versehen werden.
    – Sämtliche Jalousien und Moskitonetze sollen in die Homematic aufgenommen werden.
    – Eingangstor und 2 Zufahrtstore sollen mit Magnetkontakten und Homematic-Aktoren versehen werden.
    – Briefkasten soll mit Magnetkontakt versehen werden.
    – Sämtliche Außencams sollen mit PoE versorgt werden und mit einem Synology NAS verwaltet werden.
    – 2 Touchpads müssen in die Wand
    – Visualisierung und Automatisierung soll über Synology laufen

    Vorbereitung:
    Wie bin ich an diese Sache rangegangen? An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass ich kein Elektriker bin und mich mit dieser Materie überhaupt noch zuvor nicht beschäftigt habe.
    Intuitiv habe ich den Einreichplan als Basis hergenommen und diesen ins Corel importiert. Das Haus besitzt 3 Etagen (Keller, EG und OG) und hat ca. 250m². Für jede Etage verwende ich eine eigene Seite im Coreldraw und für jedes Gewerk eine eigene Ebene. So kann ich bequem störende Gewerke bei der Planung ausblenden.
    Um einen eindeutigen Nummernkreis je Gewerk zu bekommen wurde jeder Raum mit einer Nummer versehen. Diese Raumnummer dient als Basis für die weiteren Identnummern. Ebenso verwendete ich in meiner Excel-Datei die Raumnummern in der Spalte A.

    Steckdosen:
    Als erstes fing ich an die Steckdosen in den Räumen (beginnend vom Keller bis unters Dach, auch die Außenbereiche wurde als „Räume“ mitaufgenommen) einzuzeichnen. Hierfür musste ich mir schon meine ersten Gedanken machen, nämlich wo kommt jetzt genau der Technikraum hin und wie gestalte ich den Schacht, der sämtliche Kabeln umfassen soll. Schon war die erste Hürde geschaffen. Nachdem ich erst in einem halben Jahr zu bauen beginne, kann ich ja mithilfe meiner Architektin gewisse Feinplanungen noch veranlassen. Es wurde sodann der Technikraum im Keller so versetzt, dass er nun zentraler liegt. Nächste wichtige Überlegung war, mit wieviel Steckdosen kann ich einen Stromkreis belasten. Hier musste natürlich an die möglichen Verbraucher gedacht werden. Also wo kann ich was anstecken, bzw. mach Sinn. 16 A sind viel, aber wenn ich große Stromquellen damit betreiben will, kann es schnell an die Grenzen gehen. Jeder Steckdosenkreis und jede Steckdose wurde von mir indexiert, sodass jede Steckdose identifizierbar ist. Die Anzahl der Steckdosen habe ich dann in einem Excel-Sheet eingetragen (gleichzeitig wurden natürlich auch die HM-Komponenten mitaufgenommen). Somit habe ich die Anzahl der Stromaktoren und die Anzahl der Steckdosen (inkl. Rahmen) ermitteln können. Wie bei sämtlichen anderen Gewerken habe ich bereits überlegt welche Kabel ich benötige und grob geschätzt wieviel Meter ich von den jeweiligen Kabeln benötige. Da ich im Keller Kabeltrassen verwende, im EG und OG eine abhängende Decke verwende, bin ich entsprechend flexibel was die Verkabelung betrifft.

    Beleuchtung:
    Als nächsten Schritt plante ich die Beleuchtung. Zwischen Dimmbar und Nicht dimmbar musste ich unterscheiden. Hier musste ich aber auch an die Taster denken. Welche Taster baue ich wo ein und welche Lichter sollen diese Steuern. Da ich sehr viel Wert auf Beleuchtung lege (wahrscheinlich übertreibe ich hier maßlos) war dieser Part der Planung besonders intensiv. Es gibt, Außenbeleuchtung, Innenbeleuchtung, Bodenbeleuchtung und Deckenbeleuchtung. Auch hier wurde jede Quelle indexiert, sodass eine Identifizierung (in Kombination mit den HM-Aktoren erst möglich ist). Wiederum wurde alles in meiner Excel-Datei aufgenommen und mit entsprechenden Aktoren versehen. So hatte ich auch recht rasch den Überblick, welche HM-Komponenten ich benötige und vor allem wieviel Geld die Hardware kosten wird. Alles in Allem eine große Herausforderung.

    Jalousien und Moskitonetze:
    Danach nahm ich die Planung der Jalousien und Moskitonetze auf. Beide werden elektrisch betrieben. Hier habe ich bereits mit meinem Fensterlieferanten gesprochen. Ich benötige lediglich einen 230V Stromanschluss. Nachdem ich die Aktoren für die Jalousien und Moskitonetze aufgenommen hatte, stellte sich die Frage nach den Tastern. Wo werden diese nun positioniert? Auch das wurde nach stundenlanger Planung finalisiert, eingetragen in meine Excel-Datei und die Anzahl ermittelt.
    Als nächstes kamen die Temperaturfühler (http://amzn.to/2zWxXJ6) in meine Planung. Mein Ziel in jedem Raum einen Temperaturfühler zu installieren konnte ich in sodann in meiner Planung realisieren.
    Die Integration der Magnetkontakte (http://amzn.to/2xvPJkT) würden laut meinem Fensterhersteller kein Problem darstellen. In Kombination mit dem Einsatz des Homematic 085840 Wired RS485 Schließerkontakts sollte die Überwachung ob die Fenster geöffnet bzw. gekippt sind realisierbar werden.

    Rauchmelder:
    Da habe ich mir am wenigsten Gedanken dazu gemacht. Da Homematic ein recht gutes System anbietet. Hier werde ich die herkömmlichen Funkmelder verwenden.

    Bodenheizung:
    Auch hier werde ich wahrscheinlich auf das fertige Homematic-System setzen. Alternativ könnte ich mir mit Temperaturfühler eine wesentlich kostengünstigere Lösung vorstellen.

    Weitere Schritte:
    Derzeit bin ich von einer fertigen Planung noch meilenweit entfernt aber ich versuche ständig an der Planung weiter zu arbeiten. Immerhin habe ich noch keine Eile.
    Was ich noch berücksichtigen muss sind die Audioanlage in Küche, Wohnzimmer, Schlafzimmer und Kinderzimmer. Hier bin ich noch am Überlegen welches System ich hier verwenden kann.
    Ebenso muss ich mir noch mit der Türkommunikation Gedanken machen. Die Lösung von KNX wäre hier optimal.
    Vielleicht hast du lieber Sebastian noch wertvolle Tipps die ich natürlich gerne in meine Planung mitaufnehmen würde.
    Gespannt verfolge ich deine weiteren Blogs in diesem Bereich.
    Liebe Grüße
    Christian

    Antworten
    • Sebastian
      Sebastian sagte:

      Hallo Sebastian, wir haben alles in Visio geplant, dort kann man ganz bequem dwg-Dateien importieren und mit verschiedene Layern die unterschiedlichen Gewerke einzeichnen. Ich werde dazu in den nächsten Tagen eine Artikel veröffentlichen.

      Antworten

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