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Leitfaden smarte Heizungssteuerung

Viele sprechen über Smart-Home und intelligente Steuerungen für das Haus. Doch was wirklich dahinter steckt, bleibt für viele Leser oft unklar. Oftmals geht es gar nicht um das komplette vernetzen des gesamten Hauses, sondern um einzelne Komponenten, die geregelt werden sollen. Die Heizungsanlage ist für viele Anwender einer der wichtigsten Punkte um Kosten zu senken und dem Komfort zu erhöhen.

Homematic - Hintergrund

Leider ist der Markt sehr unübersichtlich und es gibt sehr viele Produkte, die sich nach kurzer Zeit als Eintagsfliege herausstellen. Dieses Beispiel habe ich meinem Familienkreis selbst gesehen. Das Interesse ist zwar da, doch schon bei der Auswahl des Systems ist viel technisches Hintergrundwissen gefragt. Daher will ich mit diesem Artikel alle abholen, die Interesse an einer „Smart-Home“ Lösung haben, aber keine Zeit und Lust sich alle Systeme im Detail anzuschauen.

Dieser Leitfaden soll einen Überblick über die Möglichkeiten geben. Doch bevor wir uns für ein System entscheiden, sollten wir die Anforderungen klären. Was wollen wir überhaupt mit unserem neuen System steuern?

Was ist möglich? Klar – falsche Frage für einen Technikbegeisterten ;-) Besser wäre: Was wird benötigt? Eine weitere sehr wichtige Frage: Was wird es kosten?

Mit diesen entscheidenden Fragen, die wir im Hinterkopf behalten sollten, gehen wir in die nächste Runde. Hier stelle ich Euch verschiedene „Ausbaustufen“ einer Heizungssteuerung vor. Diese dienen als Beispiel um Ideen zu entwickeln. Zu jeder Ausbaustufe habe ich Euch dann verschiedenen Anleitungen (Tutorials) zusammengestellt, die Euch dann im Detail erklären, wie Ihr das gewünschte System aufbauen könnt. Natürlich können die Systeme untereinander kombiniert werden.



Stufe 1: Autrake Regelung für jeden Heizkörper

Sollen Heizkörper nur zu einer gewissen Tageszeit und abhängig vom Wochentag heizen? Diese Funktion ist das absolute Basic. Wir lagern eine Funktion, die wir sonst händisch Homematic - normales Ventilvollziehen würden aus. Der Vorteil ist, dass die Heizung nicht vergessen wird auszuschalten. Die Wohnung kann nach einem Arbeitstag bereits vorgeheizt werden. Hier kann schon viel Energie eingespart werden.

Ein großer Nachteil an dieser Lösung ist die fehlende Flexibilität. Wie könnte so etwas umgesetzt werden? Dafür wird keine komplexe Steuerung benötigt, oft reichen Heizungsventile mit einer Zeitschaltuhr aus dem Baumarkt aus. Diese Ventile bekommt man schon für unter 20€.

Worauf muss ich bei Heizkörperreglern achten? Bei einfachen stand-alone Reglern solltet Ihr darauf achten, dass jeder Tag einzeln eingestellt werden kann. Viele günstige Baumarktartikel haben diese Option nicht. Ich habe mir vor geraumer Zeit Geräte von ELV angeschaut.

Hier der Beitrag zu den Reglern. Diese Geräte haben sich bei meinem Vergleich als Preis-/Leistungssieger herausgestellt. Der Vorteil ist, dass die Regler über Bluetooth eingestellt werden können. Das spart viel Zeit und lässt schnelle Änderungen zu, die sonst mühsam am Gerät mittels kleinen Tastern vorgenommen werden müsste.

Stufe 2: Zusätzlicher Eco/Boost-Schalter und Wandthermostate

Darf es etwas mehr Komfort sein? Eine Zeitsteuerung ist an sich gar nicht verkehrt, doch wenn sich Euer Leben nicht ganz so getaktet abspielt und Ihr nicht immer zu den gleichen Zeiten zu Hause seid, dann kommt eine einfache Programmierung, die sich nur nach der Zeit richtet sehr schnell an ihre Grenzen. Besser wäre hier, wenn man einen zusätzlichen Schalter an der Wand bedienen könnte, der die Heizung nach Verlassen der Wohnung in den Eco-Modus versetzt. Der Raum wird dann auf die im Eco-Modus hinterlegte Temperatur heruntergefahren und wird dann entweder durch die Zeitschaltuhr oder einen Schalter wieder auf das normale Programm umgestellt.

Homematic - Heizkörperthermostat

Mit dieser Erweiterung lässt sich ein starres Zeitprofil etwas erweitern. Auch diese Erweiterung ist noch nicht wirklich Smart, da die Bedienung immer Vorort stattfinden muss. Wenn Ihr das Haus oder die Wohnung verlasst, wird zwar die Heizung herunter gefahren, doch bei einer Ankunft außerhalb der hinterlegten Zeit fürs Heizen, ist der Raum erstmal kalt und muss aufgeheizt werden.

Homematic - Wandthermostat

Wer mehr Einstellmöglichkeiten Vorort haben will, kann zusätzlich auf ein Wandthermostat setzen. Hier können dann Heizperioden schnell geändert oder hinzugefügt werden. Auch kann mit einem Wandthermostat die Boost-Funktion aktiviert werden, damit die Heizkörper schnell warm werden.

Die hier vorgestellte Funktionalität kann sehr einfach mit Homematic oder Homematic IP umgesetzt werden. Beide Systeme kommen von eQ-3 und bieten sehr umfangreiche Automatisierungslösungen an. Homematic IP ist speziell für Endanwender entwickelt worden, die nicht Basteln oder Programmieren wollen. Die Bedienung und Einrichtung kann direkt am Smartphone vorgenommen werden. Es sind dazu keine großen Vorkenntnisse erforderlich. Aktuell sind folgende Geräte bei Homematic IP verfügbar.

Wer mehr über die Unterschiede der beiden Systeme wissen will, sollte sich dazu unseren Artikel ansehen.

Vorgehen: Wie können wir das oben beschrieben System aufbauen?

Hier folgen in Kürze Tutorials für Euch! 

Stufe 3: Fernzugriff von unterwegs mit dem Smartphone

Wer noch flexibler unterwegs sein will und die Heizung bereits aus der Ferne ansteuern möchte, kann auf eine App basierte Lösung zurückgreifen, die mit den verbauten Heizungsreglern kommuniziert. Das Smartphone wird so zur Schaltzentrale für Eure Heizung.

Es können unterschiedliche Räume abgebildet werden, jeder Raum kann ein unterschiedliches Temperaturprofil haben. Die Einrichtung und Programmierung ist bei neuen Systemen kinderleicht. Das Einsparpotential ist bei einer Lösung mit Fernzugriff an höchsten, da hier die Heizung nur nach Bedarf eingeschaltet wird. Die zusätzlichen Kosten haben sich meist nach der 1. Heizperiode wieder amortisiert.

Homematic - Heizungssteuerung

Ein Fernzugriff auf das eigene Netzwerk ist immer eine tolle Sache. Wie wir dies realisieren können hängt davon ab, welches System wir verwenden. Solltet Ihr Euer Heizungssystem mit Homematic IP aufgebaut haben, ist der Zugriff über die App von überall aus möglich. Hierfür müssen keine weiteren Einstellungen vorgenommen werden.

Bei einem „normalen“ Homematic-Aufbau muss dieser Zugriff separat eingerichtet werden.

Aktuell gibt es 2 Apps, die ich empfehlen kann. Zum einen die @Home App. Diese ist recht günstig und bildet den kompletten Funktionsumfang der CCU2 auf dem iPhone ab. Die Daten werden direkt von der CCU2 eingelesen. Ein Zugriff kann entweder über das heimische WLAN oder aber über das Internet erfolgen.

[appbox appstore 837203182]

Wer auf seine CCU2 aus dem Internet zugreifen, will sollte sich unbedingt eine VPN-Verbindung einrichten, damit der Austausch der Daten über einen sicheren Kanal erfolgen kann.

Schaut Euch dazu am besten den Artikel: App über VPN (IPSec) mit der Fritz! Box verbinden.

Die 2. App, die ich selbst auf meinen iPhone verwende, heißt Pocket Control. Diese App ist zwar etwas teuer, bietet aber jede Menge Mehrwert. Auch die grafische Darstellung ist sehr gelungen.

[appbox appstore 405436701]

Wer mehr über die App Pocket Control erfahren will, sollte sich zusätzlich diesen Artikel widmen. Hier habe ich Euch viele Details beschrieben, wie Ihr die App nutzen könnt.

Stufe 4: Erweiterung des Systems durch zusätzliche Fenstersensoren

In der höchsten Ausbaustufe können der Heizungssteuerung zusätzliche Sensoren an den Türen und Fenster dafür sorgen, dass nicht geheizt wird, wenn ein Fenster offen steht. Ein einfaches Beispiel ist das Lüften. Gerne wird ein offenes Fenster im Winter übersehen.

Homematic-IP_Contact

Die Heizung kämpft dann gegen die abfallende Temperatur im Raum an. Durch einen Sensor am Fenster kann dem Thermostat mitgeteilt werden, dass keine Heizleistung erforderlich ist, solange das Fenster nicht geschlossen wird. Nach dem schließen kann zudem ein automatischer Boost-Modus aktiviert werden, um den Raum schnell wieder auf die gewünschte Temperatur zu bringen.

Durch diese zusätzlichen Sensoren kann ein System noch effizienter arbeiten. Jeder Raum kann zu einer eigenen Gruppe mit eigenen Wandthermostat und eigenen Fenstersensoren verknüpft werden. Diese können dann unabhängig voneinander betrieben werden.

Auch hier werden wir in Kürze Tutorials verlinken, die zeigen, wie Ihr die Sensoren bei Homematic und Homematic IP einrichten und betreiben könnt.

Stufe 5: Die Sonne und das Wetter einbeziehen und zusätzliche Anwesenheitserkennung

Die Sonne ist stets ein zuverlässiger Lieferant für Wärme. Bei einem großen Südfenster macht es durchaus Sinn, die Rollos je nach Tageszeit und Temperatur entweder zu öffnen oder zu schließen. Mit einer kompletten Hausautomatisierung können auch komplexe Programme geschrieben werden, die je nach Sonnenstand automatisch die Rollos steuern. Eine Wetterstation erkennt, ob es regnet oder der Wind zu stark ist. So kann für zusätzliche Beschattung im Sommer durch eine Markise gesorgt werden.

Anwesenheitssteuerung: Ein sehr wichtiger Punkt bei einem Smart-Home ist die Erkennung der Anwesenheit der Bewohner. So kann je nach Zustand das Haus automatisch in einen Energiesparmodus fahren und erst beim Betreten wieder hochfahren. Hier können neben der Heizung auch andere elektrischen Verbrauche gesteuert werden. Eine Alarmanlage kann aktiviert werden, Anwesenheitssimulationen und vieles mehr. Das letzte Thema hat nicht mehr viel mit einer einfachen Heizungssteuerung zu tun, doch wie oben schon kurz angerissen, sind die Möglichkeiten fast grenzenlos und viel nützliches aber auch Spielereien sind so schnell umzusetzen.

Dieser Punkt ist sehr komplex, daher werden wir hier in Zukunft einige Artikel zu schreiben werden. 

Die Aufteilung der einzelnen Ausbaustufen kann natürlich fließend sein. Diese sollen nur einen groben Überblick über den Aufwand, der betrieben werden soll, geben. Die einzelnen Tutorials, die sich in den Unterpunkten verbergen. Unsere Smart-Home Kategorie wird stetig wachsen und wir werden Euch auch in Zukunft weitere Anleitungen und Tutorials zur Verfügung stellen, natürlich gilt auch hier, wer Fragen oder Anregungen hat, kann diese entweder direkt unter diesem Beitrag stellen oder per Mail schicken!

Artikel zur integration der Fußbodenheizung

Homematic: Bausatz Raumthermostat für Fussbodenheizung

Homematic – Fußbodenheizung smart machen

Therme richtig einstellen für smarte Heizungssteuerung

Vorhandene Thermostate durch Wandthermostat mit Schaltausgang ersetzen

13 Kommentare
  1. Fred
    Fred sagte:

    Hi Sebastian,

    ich habe ein sehr seltsames Verhalten. Ich habe ein Wandthermostat und ein Heizungsthermostat. Das Heizungsthermostat ist in der CCU2 eingebunden und macht keinerlei Probleme. Wenn ich allerdings das Wandthermostat einbinde steigt der Duty Cycle innerhalb von 10-15 Minuten auf 92%.

    Habt ihr eine Idee woran es liegen kann? Ich habe das Wandthermostat neu gekauft, kein Ebay oder so.

    Gruß
    Fred

    Antworten
  2. Thomas
    Thomas sagte:

    Hallo Sebastian,
    das Thema Heizungssteuerung beschäftigt mich auch seit geraumer Zeit, da ich meine neue Heizungsanlage im Einfamilienhaus gerne smart steuern würde. Ich frage mich jedoch, ob es nicht sinnvoll wäre auch die Gastherme (in meinem Fall Elco ThisionMini (Bus-System)) zu steuern, damit diese nicht unnötig heizt, obwohl z.B. alle Heizkörper auf „nicht heizen“ eingestellt sind (oder andersrum). Der aktuelle an der Anlage angeschlossene Raumthermostat nennt sich zwar „smart“, ist es jedoch meiner Meinung nach überhaupt nicht.
    Wie könnte so etwas umgesetzt werden?

    Vielen Dank im Voraus, Gruß Thomas

    Antworten
  3. Patrick
    Patrick sagte:

    Hallo Selbastian! Sorry, etwas komisch ausgedrückt. Ich will nichts fest verkabeln und nur ganz bedingt in irgendwas elektrisches eingreifen (also am liebsten nur Aufputz-Funk-Schalter, etc.) aber gerne meine Heizung „smart“ nach Programmen steuern und mit Fensterkontakten, Raumthermostaten und Türtastern arbeiten.
    Dafür wäre Homematic ja das Mittel der Wahl, richtig?

    Antworten
    • Sebastian
      Sebastian sagte:

      Hallo Patrick,
      Okay, dann würde ich Dir eher Homematic IP ans Herz legen. Bei HM IP kannst DU alle Funktionen wie Heizungssteuerung und Lichtsteuerung sehr einfach abbilden. Der Vorteil dabei ist, dass die App für den Fernzugriff direkt dabei ist und nicht groß konfiguriert werden muss. Auch können die Fenstersensoren zusätzlich dazu genutzt werden, eine Alarmanlage zu bauen.

      Antworten
      • Patrick
        Patrick sagte:

        Mhh, die fand ich allerdings wiederrum zu beschränkt. Vieles lässt sich schöner mit der Homematic abbilden (Leistungsmessung an der Waschmaschine, etc.).
        Außerdem hätte ich gerne die Freiheit über einen Computer steuern und konfigurieren zu können. VPN Zugang zum Heimnetzwerk ist dabei nicht das Thema – der besteht sowieso.

        Antworten
        • Sebastian
          Sebastian sagte:

          Du kannst beide Systeme auch kombinieren. Wenn Du Spaß am Basteln hast, dann hol Dir einfach die CCU2 und fang mit ein paar Geräten an. Ich habe auch mit einer Heizungssteuerung angefangen, dann kamen die Fenstersensoren usw.. Falls DU nachher keine Lust mehr auf HM hast, kannst Du ja auch Homematic IP Geräte an die CCU2 anlernen.

          Antworten
          • Patrick
            Patrick sagte:

            Hallo Sebastian!
            Danke für den Tipp. Ich bin nun Besitzer einer CCU2, 5 Heizkörperaktoren und einem Wandthermostat.
            Allerdings hätte ich ein Paar Fragen, wenn Du erlaubst.
            Ich benötige mehrere Heizprogramme für Tage an denen wir im Haus anwesend sind und für die, an denen wir nicht zu Hause sind.
            Die Heizungsaktoren selbst können nur ein Wochenprogramm erstellen.
            Das Wandthermostat bei mir im EG kann allerdings 3.
            Ich habe alle EG Aktoren mit dem Thermostat verbunden und dachte wenn ich hier 2 Wochenprogramme konfiguriere, würden die verknüpften Thermostate diesem folgen. Scheinbar ist dem nicht so.
            Gleichzeitig eine weitere Frage: Wenn alle Aktoren im Auto-Modus sind und ich verstelle einen beliebigen, wie reagieren die Thermostate dann? Springen Sie zur nächsten Auto-Schaltzeit wieder ins Programm, oder muss ich manuell wieder zurückstellen?
            Danke im Voraus, Patrick

  4. Patrick
    Patrick sagte:

    Hallo Sebastian!
    Wir wohnen in einem Mietshaus und ich bin gerade auf der Suche nach einer Hausautomatisierungslösung die „etwas mehr“ bietet.
    Würdest Du weiterhin die CCU2 empfehlen, oder doch eher auf „out of the box“ smarte Systeme wie Elgato Eve und Co. setzen?

    Grüße,
    Patrick

    Antworten
    • Sebastian
      Sebastian sagte:

      Hallo Patrick, sieht bei mir ähnlich aus. Du kannst Homematic aber auch ohne Probleme wieder zurück bauen. Was verstehst Du denn unter etwas mehr? Wenn Du nur die Heizung und Licht steuern willst, dann kannst Du auch auf HomeKit. Hier hört es dann aber schnell auf und Du stößt an die Grenzen vom System. Für komplexere Aufgaben musst Du dann wieder auf ein vollwertiges System setzen…

      Antworten

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